Samstag, 26. Juni 2010

zum 27.06.2010 steht fest:

Les amants réguliers (2005)

(Die Unruhestifter)

Philippe Garrel, Frankreich, 183 min, OmEU

Cast: Louis Garrel, Julien Lucas, Clotilde Hesme, Francois Toumarkine


ein trailer, welcher für sich bereits ein hervorragender kurzfilm ist:
watch the amazing trailer at
http://movies.nytimes.com/movie/332976/Regular-Lovers/trailers



"To Be Young And in Paris In 1968"

(MANOHLA DARGIS, nytimes.com)
http://movies.nytimes.com/2007/01/19/movies/19regu.html

"(..)dreistündiger Revolution Blues in lichterloh brennendem Schwarzweiß."
(JOACHIM SCHÄTZ, filmzentrale.de)
http://www.filmzentrale.com/rezis/lesamantsreguliersjs.htm

bei hitze im hof,
ansonsten auf dem dachboden-

12 Kommentare:

  1. das wetter war erstmals so gut,
    dass ich, die vielen heißuftballons am tage
    immer wieder hörend oder sehend,
    entschied, es muss alles auf den hof
    heruntergetragen werden, um dort
    den revolution blues zu betrachten
    und zu schauen, immer wieder bange,
    dass es nicht klappt, zu aufgeregt,
    am ende klappt es: bravo!
    ich freue mich, der film läuft,
    als vorfilme zwei clips zur sommerkollektion 2010
    jeweils von prada und topshop, sowie ein neuer, heisser
    werbefilm der englischen schokoladenfirma cadbury,
    von welchen ich heute in einem zeitungsartikel las,
    kein interesse, jedoch die pure neugier trieb mich dazu,
    sehen zu wollen, was "die da" so machen:
    cadburys karamell-dingsda gefiel mir gut,
    es hätte sich nicht als mensch/frau herausstellen sollen,
    dann hätte mir das video als ganzes gefallen-
    die zwei modevideos - schrill das Topshop mit Kate Moss und
    schrecklich sexy, immer im sinne von schrecklich,
    das prada-video, na gut ähm, keine handlung, menschen
    schweben scheinbar und abwechselnd wirklich, driften
    durch shanghai in richtig schicken klamotten, der sommerkollek-
    tion von prada eben- mmh, zehn minuten sind schon lang
    für sowas- vielleicht auch durch den hintergrund als werbung
    unangenehm. wäre es ein film von underground-ikone soundso,
    so würde es vielleicht besser gefallen, dann wäre aber auch bild
    und ausstattung minimalistisch-

    les amants reguliers:
    nachdem ich mit einiger erwartung hineinging
    in den film, was man nie tun sollte, doch ein freund beschrieb ihn als lieblingsfilm, die dialog-armen ersten sequenzen
    machen mir den einstieg nicht leicht, dann lange studenten-
    revolteneinstellungen, abgwechselt mit dem danach,
    dann plötzlich eine szene aus der französischen revolution,
    alles in schwarz-weiß bis sepiafarben gedreht, dann die
    fluchtszene von francois auf das dach und sein die nacht auf
    dem hausdach verbringen, die erste szene, in der ich in den
    film einsteigen kann, es baut sich immer weiter auf, immer wieder richtiggehendes eintauchen und aufgehen in..
    kleinigkeiten mal wie eine weiße blende, dann das schauspiel
    des älteren mannes, francois (groß)vater(?), als er den
    alten messertrick vorführt, auch beeindruckt mich die
    darstellung gegenseitiger zärtlichkeit im film, völlig ohne nackt-
    und expliziter sex-szenen auskommend. Clotilde Hesme in einer
    Einstellung, in der sie durch ihren auf der Hand abgestützen
    Kopf ihr Gesicht zur Hälfte verdeckt hat und dadurch androgyn
    aussieht, nicht als sie selbst oder als Frau erkennbar gefiel mir
    sehr gut. Viele der Jump-cuts fielen mir auf, gefielen mir sehr gut-
    pffff, es ist schwierig, es ist frühmorgens, dadurch spät,
    der film gefiel mir so gut, ich könnte auch einfach nichts schreiben, es gäbe sicherlich auch kritikpunkte, doch ist
    mein Gehirn zu müde momentan, ich komme da nicht mehr
    ran.

    Jedenfalls saßen wir am Ende des Films zu dritt da,
    Höchstanzahl während des Films waren zirka 7 bis 9 Leute.
    Hinterher entschieden wir uns nurmehr zu zweit noch eine
    Pressekonferenz mit dem Filmemacher und den beiden
    Protagonisten, in Italien stattgefundene, anzusehen,
    welche als DVD-Extra beigefügt ist. Die war auch interessant
    stellenweise, Phillipe Garrel sympathisch darin,
    machte Lust auf Jean Eustaches Film "La Mama et la Putain",
    sowie Bertolluccis Debutfilm "Vor der Revolution".

    Außerdem gefiel mir im Film wie Clothilde sich zweimal
    in die Kamera und an die Zuschauer richtete, einmal mit den
    Worten: "Wie einsam wir doch alle sind" oder so? ich bekomms
    nicht mehr zusammen-

    soviel erstmal hierzu,
    kommende woche wieder zeitgenössische filme,
    vielleicht den einen oder anderen
    film von Apichatpong Weerasethakul
    "Tropical Malady" oder "Blissfully Yours",
    sowie passend zu "Tropical Malady" eventuell einen
    zeitgenössischen deutschen Film wie
    Thomas Arslans "Ferien" (D 2007);
    na wir werden sehn, bis dahin.

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  2. achso, was haltet ihr davon?
    oder: was hältst du davon?

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  3. trichter,trichter,trichter,schalltrichter-


    « La solitude qu’il y a dans le coeur de chaque homme, c’est incroyable. »

    Guten Morgen.

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  4. zu les amantes réguliers:
    es ist schon verwunderlich wie verschieden Filme wirken können; die dadurch generierten kontrapunkte möchte ich an dieser stelle nicht unertönt lassen.

    les amantes réguliers begeisterte mich vor allem an den stellen, wo die kamera einer sozialstudie gleich „drauf hielt“ - die wunderbar unkonventionellen bilder der straßenkampfszenen, die ohne große reden und massen-bewegungen auskommen. Ganz im gegenteil auch menschen zeigen, die sich kurz ausruhen, chaotisch nach vorn ins dunkel stürmen oder organisierend barrikaden basteln. Auch das ewige opiumrauchen, in seinem ganz unspektatulären ritual und seiner wiederholung gezeigt, liess bei mir ein gefühl für den konsum dieser droge aufkommen. - alles und immer mit toller ästhetik – licht, perspektiven, schnitte, dekor.

    Doch warum habe ich dann nach gefühlten zwei stunden, abgesehen von aufsteigender nachteskälte, die vorführung verlassen? die antwort lautet leider langeweile; entstanden durch schrecklich naive dialoge, immer wieder durchsetzt mit scheinbar! bedeutungsgeladenen gesprächspausen. Auch durch den einsatz von musik -zu beginn für mich spannend, weil an ganz unerwarteten stellen – später nur noch dazu da, um szenische bilder aufzuwerten. Bei mir kam (leider) nur unendlicher pathos und flacher emo-scheiss an, den ich auch nicht gewillt bin als authentisches zeugnis der 60er zu werten. Und als ich mich dann an der (unglaublichen) schönheit der darstellerInnen satt gesehen hatte – nichts!

    Auf dem nachhause- weg, kam mir dann auch folgerichtig jeder stein, jeder mensch viel schöner vor. Ein toller effekt! Aber eben NUR effekt. denn schleussig bleibt schleussig bleibt schleussig und les amantes réguliers ein werk, auf welches ich durch den PRADA Werbefilm an diesem abend schon adäquat eingestimmt worden war.

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  5. Philippe Garrel - La Frontière De L'Aube
    Frankreich/Italien, 2008, 105 min.

    Zwischen Nacht und Tag, Frontier of dawn
    Französische Originalfassung mit englischen Untertiteln
    Schwarzweiß-Film

    die Charaktere werden nicht gezeichnet, keine Lebens-/Alltags-Details.
    Louis Garrel ist wieder mal künstler, statt Schreiber (Les Amants
    Reguliérs, 2005) diesmal Photograph - ob er damit seinen Lebensunterhalt
    bestreitet oder dies studiert, all dies spielt keine Rolle.
    Kommunikationsunfähigkeit zwischen emotional-sexuell verwobenen Menschen;
    schöne Bilder, emotionale Bilder unterlegt mit emotionalster Musik (u.a. Streicher). Ist der Film vor allem Effekt?

    Plot: Francoise, ein junger Mann, hat eine Affäre mit einer unglücklich
    verheirateten Frau, Carole, sie ist/wird Alkoholikerin, sie haben Sex
    miteinander, binden sich (ohne sich binden zu wollen), rutschen da so
    hinein, sich dabei beteuernd (sie) die beziehung wird eines tages in
    beiderseitigem einverständnis glücklich enden (nach gleichsam glücklichem anfang).
    Sie verstricken sich doch in Zugeständnisse lebenslanger ggseitiger Liebe,
    sie dreht durch, wird in einer psychiatrischen klinik unter Elektroschocks
    "normalisiert", kommt wieder raus, sucht Kontakt zu ihm, er ist nicht da,
    sie tötet sich, erscheint ihm als Geist, er geht inzwischen eine neue Liaison ein, zu einer ebenfalls von deren vater als fragil bezeichneten
    Person, Schwangerschaft ihrerseits,
    die tote Carole erscheint Francoise immer wieder als Geist im Spiegel, drängt ihn, sich mit ihr im Jenseits zu vereinen, er springt aus dem fenster und ENDE-

    das Setting: ein düsteres, humorloses, menschenleeres Frankreich(irgendwo?)
    kaum Dialoge, nicht allzu lange Einstellungen (hätte von Garrel längere
    erwartet), pathetische Musik in dramatischen Szenen, kaum Brüche außer
    der Anti-Semit-Szene, der Protagonist läuft vorwiegend hilflos, weil
    alleine durch die dargebotene Welt, kommunikations-unmotiviert
    weil: Kommunizieren mit wem, jeder brodelt im eigenen Saft, macht sich
    sowieso nur lustig über den anderen, isst und betrinkt sich, ergo keine
    Gemeinschaft, keine Anteilnahme am Leben der anderen/Teilhabe.

    Die Episode am Tisch, in der jemand mit den Fingern
    Liebe, ein anderer Freundschaft darstellen:
    Liebende stossen sich ab in ihrer Zuneigung,
    Freunde stossen sich abwechselnd ab und kommen wieder zusammen.

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  6. was für ein Gesellschaftsbild, ist dies Spiegel der derzeitigen mittel-
    europäischen Gesellschaft?
    Zeitgeist? oder/und post-68er Depression,
    Sinnlosigkeit jeglicher Aktivität, vor allem aber politische Aktivität,
    auch hier wird von Revolution gesprochen, blutlose Revolution, doch keiner
    hört hin es stößt ins Leere nur, in die Ignoranz der Desillusionierten.
    An einer Stelle spricht Carole Francoise an, sie sagt etwas über Revoultion,
    dass sie nun genauso wie er sehe, es brauche eine Revoulution,
    doch wie so oft hört er entweder nicht hin,
    spricht ihr ins wort oder ignoriert Gehörtes.
    ich denke, es erreicht sein Bewusstsein gar nicht;
    Konzentrationsunfähigkeit.

    diese Welt, besteht sie aus dem Instinkt sich fortzupflanzen
    die darin vorkommenden Menschen sind ihrer Fortpflanzung durch moderne technik enthoben, Kinder kommen nicht vor, sind abgeschafft,
    - hast du in dem Film ein Kind gesehen? -ja im Kinderwagen,
    Francoise hilft einer Mutter, den Kinderwagen vom Metro-Ausgang
    hinauf zur Straße zu tragen, kurzer Dialog der beiden -
    lediglich die Idee davon existiert. was bleibt ist der Alkohol,
    die kurze Ausschüttung von Drogen/Druck-Ablassen beim Orgasmus,
    vorgespiegelte Nähe und sich verlieren in der Angst vorm Alleinsein
    gesteigert durch oberflächliche Bindung, Pseudo-Beziehung,
    welche sich selbst immer sofort als solche entlarvt, jedoch trotzdem
    dazu in der lage ist illusorisch auf ihre Opfer einzuwirken,
    eine Illusion, durch welche sich die Protagonisten in die tiefsten
    Höllen zu katapultieren vermögen, der Freitod aus Liebe, jedoch ist
    dies nur die halbe Wahrheit. "Francoise, Du langweilst dich im Leben, befreie dich davon, töte dich, du bist allein, vereine dich mit mir"
    sagt Carole in einer der Spiegel-Szenen, als sie Francoise erscheint.

    Francoise bester Freund enthüllt ihm "Conventional Happiness is what
    you're afraid of". Maybe he's right denkt Francoise, aber ich bin mir
    dieser Liebe so unsicher, wirklich nur deshalb weil sie etwas konventio-
    nelles ist? Und seiner neuen Freundin sagt er sofort "I can't have a
    child" als sie ihm ihre Schwangerschaft, eigentlich in Vorfreude, gesteht,
    hinterher losheulen muss nach seiner Drohung, sie "solle es wegmachen".

    improvisiert First-Take-Vertreter Garrel seinen Film größtenteils,
    während des Films überlege ich mir, wie lange ein Skript
    dazu sein würde, in meiner Idee wäre es ein recht dünnes Heftchen.
    Braucht ein Film Inhalte über die zwei großen Themen Liebe und Tod,
    wie können diese bearbeitet werden?

    ratlosigkeit meinerseits zu diesem Film, er wirkt auf mich
    wie ein Sequel zu "Les Amants Regulières" (ebenfalls Garrel, 2005),
    doch die Kommunikationsunfähigkeit zwischen geliebt-werden-Wollenden
    ist mir zu wenig ausgeführt, zu schwach, zu platt, zu egoman, utopisch.
    Da mir scheinbar gar nicht versucht wird, zu kommunizieren,
    ist dies existenzialistisch, wie Meursault in Camus Der Fremde?,
    scheint es der einzig ehrlich Weg für die Protagonisten
    oder warum verhalten sie sich wie sie sich verhalten?

    ich will geliebt werden, dazu muss ich fähig sein, zu lieben,
    dazu muss ich selbst geliebt werden, um liebensfähig zu sein,
    muss ich geliebt sein, die anderen wollen geliebt werden,
    müssen liebensfähig sein, um von mir geliebt werden zu können,
    können mich nur lieben, wenn ich sie liebe et cetera

    Neben der Unfähigkeit von zwei Menschen, miteinander
    klar zu kommunizieren, besteht in Garrels 'Grenze zur Morgendämmerung'
    die Unfähigkeit der Menschen zu lieben, geliebt zu werden.

    ist dies die Message? Frage ich jemanden hinterher.

    -"Es gibt keine Message.

    Es ist einfach ein Film über drei Menschen,
    die nicht miteinander klarkommen".

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  7. Was mir an dem Film Spaß machte: Menschen gehen von vorne ins Bild,
    der Effekt: Zuerst sind sie schwarzer Schatten nur, es sieht im Kino so aus,
    als würde jemand vor der Leinwand herumlaufen, dadurch seinen schwarzen Schatten darauf werfen.
    Die Loch-Blenden: Kurze weiße Aufblenden im Verlauf des Films,
    sind mir in Les Amants Regulièrs noch deutlicher aufgefallen.

    Francoises im Film zweite Freundin: war sie nicht
    schon schwanger und beide freuten sich, eine ganze Weile bevor sie
    Francoise von ihrer Schwangerschaft erzählt? Ich habe das so in Erinnerung,
    und es wirkt wie ein Spiel mit der Geschichte, gewollte Unstimmigkeit,
    kann mich gut täuschen.

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  8. Doch warum habe ich dann nach gefühlten zwei stunden,
    abgesehen von aufsteigender nachteskälte, die vorführung
    verlassen? die antwort lautet leider langeweile;

    gegenüber langeweile sollte man nun eigentlich keine
    Aversion haben. Aber eine warme decke ist tatsächlich
    wirklich SEHR wichtig - frieren macht das gefühl für solch
    einen film genauso kaputt, wie nicht aufs klo gehen können
    oder müde sein und dies zu unterdrücken - ruhig einschlafen
    und beim aufwachen +5 min zurückspulen. ich hab drei oder
    gar vier anläufe gebraucht um ihn voll zu sehen, immer wieder
    von vorn angefangen - so wurde dann der anfang von mal zu mal
    langweiliger, weil bekannt, aber die neuen, weiteren szenen im
    Verhältnis dazu spannender, als sie eigentlich sind - ein
    wunderbarer effekt, welcher zum Prinzip ausgebaut gehört.
    wahrscheinlich ist er genau deshalb einer meiner lieblingsfilme
    geworden - handlung und inhalt ist eigentlich egal und so ist
    er auch konsequent.

    entstanden durch schrecklich naive dialoge, immer wieder
    durchsetzt mit scheinbar! bedeutungsgeladenen gesprächspausen.

    mmmh, meinst du echt naiv oder eher beliebig? auch die pause
    fand ich echt nicht bedeutung suggerierend sondern
    atmosphärisch bedingt.

    Auch durch den einsatz von musik -zu beginn für mich spannend,
    weil an ganz unerwarteten stellen – später nur noch dazu da,
    um szenische bilder aufzuwerten. Bei mir kam (leider) nur
    unendlicher pathos und flacher emo-scheiss an.

    emotions-scheiß? Andre Gorz: "...dass der einzige menschliche
    und größte Reichtum das Empfindungsvermögen ist ... Wenn man
    das ausschaltet, dann gibt es nur Sinnlosigkeit. Oder nur
    materiellen, instrumentellen Reichtum, aber keinen menschlichen."
    "Die Leute sind dankbar dafür, etwas zu empfinden, das wahr ist,
    das sie mitvollziehen können und das außerdem durch den grauen
    und hoffnungslosen Alltag führt und ihnen Lust gibt, sich zu
    vermenschlichen"
    mit emo hab ich nurn problem, wenn sie prätentiös daherkommt.

    einwurf zybil:
    doch prätentiosität wirft th dem garrel ja gerade vor-
    aber du siehst ihn nicht so, o.k.

    genau, prätentiosität und dessen bewusstheit schließt sich aus. und diese
    bewusstheit gestehe ich ihm zu, und sollte eigentlich ein jeder, einem
    filmemacher solcher reife und verweigerungshaltung zugestehen.


    den ich auch nicht gewillt bin als authentisches zeugnis
    der 60er zu werten.

    ich glaube nicht, dass herr garrel diesen film gemacht hat um ein
    authentisches bild von 68 zu zeigen, ihm geht es sicherlich nicht um
    Objektivität.

    Und als ich mich dann an der (unglaublichen) schönheit der
    darstellerInnen satt gesehen hatte – nichts!

    Auch hier gestehe ich ihm eine bewusste entscheidung zu - deshalb kein
    problem (damit) meinerseits. Wunderschön und ein sanfter Schlag in das gesicht einer
    gesellschaft, die sich zu stark durch einen positiven glauben an entwicklung
    und aktion definiert. Leere und Nichts sind natürlich langweilig,
    Gerechtigkeit und Relativität auch.

    Auf dem nachhause- weg, kam mir dann auch folgerichtig jeder stein, jeder
    mensch viel schöner vor. Ein toller effekt! Aber eben NUR effekt.

    Das verstehe ich nicht ganz, was erwartest du mehr?

    Letztendlich muss ich mich aber natürlich schon fragen, wie würden garrels
    filme auf mich wirken, wenn er ein hochbezahlter, übermäßig wahrgenommener
    Mensch wär und die Filme entsprechend beworben werden würden. Sie wären
    trotz allen ein kleines Gegengewicht. Einige Sympathiepunkte bei mir wären
    verschwunden, aber zum Glück schließen sich hohes Budget und solche filme
    aus. Und so, bin ich dankbar für seine verweigerungshaltung.

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  9. Yeah, soviel antwort auf mein kommentar! Toll! Ich will auch gleich rück-antworten, aber es wird sicher fürchterlich unübersichtlich und punktuell. Egal.

    Gut, les amants reguliers muss situativ passend geschaut werden und wer weiss, was ich geschrieben hätte, wäre es wärmer gewesen. (Ob man gegen langeweile per se keine aversion haben sollte will ich hingegen in zweifel ziehen, wenn man bedenkt, welch destruktiven sog sie zu entwickeln imstande ist.)

    die dialogumschreibung „naiv“ war tatsächlich so von mir empfunden und keine verwechslung mit beliebig. Letzeres wäre ja durchaus eine eigenschaft, der ich im filmzusammenhang etwas positives abgewinnen könnte.

    Emotionalität als solche hat sicher einen hohen anthroplogischen wert (auch wenn es spannend wäre darüber zu debattieren, welchen genau und ob es tatsächlich das ist, was das mensch-sein lebenswert macht bzw. wie kulturpessimistisch mensch die sonstige weltlage einschätzt – siehe „dann gibt es nur noch sinnlosigkeit“). Doch „emo-scheiss“ bedeutet mir eben sinn-entleerte floskelei, hinter der sich kein empfinden verbirgt, sondern nur wiederholung von taten und worten usf., die konventionell für tiefe gefühle stehen. Ein beschäftigungskarussell.

    Àpropos Prätentiosität: die kann doch intendiert sein, oder versteh ich dieses wort immer noch nicht richtig? Quasi zwanghaft.

    Als ich schrieb „authentisches bild der 68er“ setzte ich Authentizität natürlich nicht mit objektivität gleich, sondern mit glaubwürdigkeit, stimmigkeit im weitesten sinne. Hach, eigentlich wollte ich das wort schon lang aus meinem gebrauch verbannen. Alors: ich meinte: es wäre für mich an diesem abend interessanter gewesen, eine gewisse stimmung der post 68er zu erfahren, aber ich konnte nicht an das glauben, was ich sah ..

    [noch ganz generell, weil du schriebst: „auch hier gestehe ich ihm eine bewusste entscheidung zu“ - ich gehe ganz mit dir mit, weil die intentionalität des Autors für mich eine voraussetzung für ein gespräch über das werk ist]

    Was erwarte ich mehr als Effekte des schönen? Mhmmmm, Verweise und keine fakes vllt. - uiui. lange debatte... wäre spannend.

    So jetzt hab ich genug unübersichtlich reagiert. Bleiben noch zwei fragen:
    „Leere und Nichts sind natürlich langweilig, Gerechtigkeit und Relativität auch.“ - ich versteh nicht ganz: gerechtigkeit ist doch gar nicht als ideal vor- und darstellbar. Und relativität erzeugt zumindest spannungen. leere und nichts, gibt es nicht. Auch nicht bei garrel. Was meintest du genau?
    Und außerdem: kann ich deinem letzten abschnitt nicht ganz folgen. Kommerzieller erfolg bzw nicht-erfolg können doch nicht wirklich kriterien der filmkritik sein. + Verweigerungshaltung? - (sorry, ganz polemisch:) Ist Garell etwa kein Kapitalist oder irgendwie weniger einer?


    - alles in allem: kann ich jetzt fast gar nicht mehr anders, als einen zweiten seh-versuch zu unternehmen. Schliesslich scheint der film ja viel in bewegung zu setzen. paradox.
    So, ich hör auf. Ich könnte mehr. Aber schluss jetzt.

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  10. 14. September 2010 16:27

    *Ob man gegen Langeweile per se keine aversion haben sollte will ich
    hingegen in zweifel ziehen, wenn man bedenkt, welch destruktiven sog
    sie zu entwickeln imstande ist.)
    #Langeweile aushalten trotz ihres destruktiven Charakters finde ich
    spannend und erstrebenswert - Menschen können das und sollten sich das
    auch gerade deshalb erlauben (im Gegensatz zu manch anderen
    Lebewesen).

    *Doch „emo-scheiss“ bedeutet mir eben sinn-entleerte floskelei, hinter
    der sich kein empfinden verbirgt, sondern nur Wiederholung von taten
    und worten usf., die konventionell für tiefe gefühle stehen. Ein
    beschäftigungskarussell.
    #Die Welt an sich ist doch Sinn-entleert, nur stupide Wiederholung.
    Dies nicht zu verbergen versuchen finde ich ehrlich und gut. Eine
    Bedeutsamkeit wäre nur subjektiv scheinbar - objektiv nur Illusion.

    *Àpropos Prätentiosität: die kann doch intendiert sein, oder versteh
    ich dieses wort immer noch nicht richtig? Quasi zwanghaft.
    #Sicher, doch dann sollte man dieses Wort nicht negativ
    verwenden/deuten. Am besten deshalb aus Vokabular streichen.

    *Alors: ich meinte: es wäre für mich an diesem abend interessanter
    gewesen, eine gewisse stimmung der post 68er zu erfahren, aber ich
    konnte nicht an das glauben, was ich sah...
    #Ok, vielleicht gehts dir ja bei nem zweiten Versuch, nach einiger
    Zeit, in einer anderen Stimmung, unter anderen Einflüssen anders?

    *[noch ganz generell, weil du schriebst: „auch hier gestehe ich ihm
    eine bewusste Entscheidung zu“ - ich gehe ganz mit dir mit, weil die
    intentionalität des Autors für mich eine voraussetzung für ein
    gespräch über das werk ist]
    #Hab das nur geschrieben, wegen der oft negativ verwendeten Bedeutung
    von "prätentiös". Du stellst aber harte Bedingungen für ein Gespräch.
    Ganz so strikt würde ich unbewusste Entscheidungen nun auch nicht
    ablehnen wollen. Kann man das überhaupt eigentlich wirklich
    wissen/bewerten?

    *Was erwarte ich mehr als Effekte des schönen? Mhmmmm, Verweise und
    keine fakes vllt. - uiui. lange debatte... wäre spannend.
    #Verweise, scheinbare Erkenntnisse, Bedeutungen u.a. find ich auch
    interessant und gut, aber ich kann das oft (vielleicht leider) nur als
    Beschäftigungskarussell sehen.

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  11. ebd. 14. September 2010

    *„Leere und Nichts sind natürlich langweilig, Gerechtigkeit und
    Relativität auch.“ - ich versteh nicht ganz: Gerechtigkeit ist doch
    gar nicht als ideal vor- und darstellbar.
    #Eben gerade deshalb find ich es, als nicht erreichbares ziel, eher
    erstrebenswert als z.b. Aktion. und auch weil ich finde, dass es ein
    Ungleichgewicht in dieser Hinsicht auf diversen ebenen gibt.

    *Und Relativität erzeugt zumindest Spannungen.
    #Diese Erfahrung hab ich noch nicht gemacht. Kannst du das näher
    beschreiben? zwischen schwarz und weiß entsteht Spannung aber zwischen
    schwarz und schwarz? oder nur grau? (was ich in verschiedenen
    Hinsichten relativer finden würde)

    *leere und nichts, gibt es nicht. Auch nicht bei garrel. Was meintest du genau?
    #Ich meine er ist natürlich nur, aber einiges näher dran als viele/s
    andere. ich finde sozusagen die Richtung stimmt.

    *Kommerzieller Erfolg bzw nicht-Erfolg können doch nicht wirklich
    Kriterien der Filmkritik sein.
    #Nicht der Filmkritik, aber der subjektiven Herangehensweise an einen
    Film, die es natürlich zu erkennen und relativieren gilt.

    *Verweigerungshaltung? - (sorry, ganz polemisch:) Ist Garell etwa kein
    Kapitalist oder irgendwie weniger einer?
    #Ich denke, glaube und hoffe schon. Eingebildet durch seine filme, die
    geringe öffentliche Präsenz seiner Person und diverse quellen über ihn
    und seine Art filme zu machen z.b.
    http://derstandard.at/1224256012326/Eine-Liebe-aus-dem-Jenseits

    *alles in allem: kann ich jetzt fast gar nicht mehr anders, als einen
    zweiten seh-versuch zu unternehmen. Schließlich scheint der Film ja
    viel in Bewegung zu setzen. paradox.
    # :-)
    Alles in allem: reden, schreiben erzeugt nur Missverständnisse - ich
    sollte lieber schweigen...

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  12. Hallo th, wann sehe ich sich denn mal wieder?
    Taeckgo

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